Affentheater

Von Christiane Meixner – Der Tagesspiegel, 14.06.2008

Christiane Meixner stellt fest, wie doppelbödig manche Malerei ist

Ein Verstörspiel der besonderen Art treibt auch Daniel Sambo-Richter. „German Fragments“ heißt seine Ausstellung, die in der Galerie Rowland-Kutschera einen wahren Teufelsritt durch die Geschichte der jüngeren deutschen Kunst unternimmt. Sambo-Richter hat sich ein fotografisches Porträt von Leni Riefenstahl vorgenommen und es malerisch transformiert. Genau wie ein Bild von Claus Schenk Graf von Stauffenberg, der ein Zimmer weiter hängt und den gegensätzlichen Pol dieser eigenwilligen Zeitreise markiert: hier die enthusiastische Mitläuferin, dort die Ikone des Widerstands. Es ist eine subjektive Rückschau des Künstlers, der sich der Vergangenheit bemächtigt, indem er sie mit seinen eigenen Mitteln nacherzählt. Dabei scheinen manche Gemälde das Missverständnis zu suchen: so wenn Sambo-Richter die Sportler auf seinen großen Bildern nach den Motiven der Olympischen Spiele von 1936 malt und dabei genau wie Riefenstahl zu ästhetischen Maschinen überhöht. Der Eindruck löst sich erst, wenn man Zeit mit den Arbeiten verbringt. Dann wird eine schärfere Sicht auf die Dinge möglich: zum Beispiel darauf, dass jedes der Ursprungsbilder einer Inszenierung folgt, der Sambo-Richter nachspürt und von der er erzählen will, indem er sie malend Stück für Stück demontiert.