Smoke / Rauch

On the pictures of soldiers in the works of Daniel Sambo-Richter
By Dr. Eduard Fried

A thin wisp of smoke curls up from the soldier’s mouth. Lost in thought and exhausted, the “warrior” in Daniel Sambo-Richter’s picture keeps his eyes bowed. His helmet marks him as a soldier. What he is looking at, remains unseen. The artist has kept the figure’s surroundings indistinct.

“Smoke” is the title of this series of drawings, in which Daniel Sambo-Richter continues his examination of the subject of “soldiers”. For the first time ever, the artist parades his series of drawings in a consolidated, separate exhibition. The fine, vanishing smoke rises from the former battlefield, as well as from the mouths of soldiers. And yet it remains ever present, a constant companion of war. The smoke of bombed out houses, or that of just fired weapons, at least at the time when gunpowder ruled the field. In some drawings, the climbing smoke provides the antithesis to the melancholia of the depicted figures.

Uniforms and weapons describe the métier and the period from which everything portrayed stems. The series shows soldiers down the centuries. Although their faces are depicted in detail, the artist denies having created portraits. Sambo-Richter says that the subject of the series is the human being, set against the background of his social function as a soldier, performing routine tasks which are aimed at the killing of another person. The individual is behind the mask of his duty. According to Sambo-Richter it is important to him that he concentrates solely on the pictorial representation. As a consequence, the titles of the pictures give no mention of the names of those depicted. The titles capture a fleeting moment during wartime, “Operation”, “Front”, or “He doesn’t sleep”.

An aura of history appears to have inspired the drawings, something which harmonises with the concept of the series.  The fragile and austere graphite pencil lines, the matt, coloured or grey backgrounds and the shadowing of the facial features manage to reflect war, despite never showing what is happening. War is however there, dictating the subjects‘ lives in its most destructive dimension. The man apparently sleeping peacefully is simply dead, the dismal grey of the drawing saying everything.

Some surreal, distancing elements have crept into the drawings. They it make clear that also in war, irrationality triumphs over the simple pragmatism of the ontologically experienceable in the end. Sambo-Richter applies black splodges all over a nurse’s face. The ornamental blobs are puzzling. They could be the result of an illness, their shape is unusual. The face becomes unrecognisable behind the pattern. The figure is transported to another sphere, becoming an ambassador between life and death.

The image inherent in the drawings of soldiery being a solely male domain, is modified through the inclusion with-in the soldier’s ranks, of a series of drawings depicting nurses. The women help in field hospitals, hospital wards and sanatoria. The women depicted by Richter are from the same periods as the soldiers and therefore adhere to their historic traditional roles. They make clear the division of the deeds to be done according to the role of the sexes. The change in the expected roles of men and women over time is reflected in the different uniforms.

War seems once again to have become an everyday tool of politics, as can be seen daily around the globe. For soldiers it remains what is always has been, a bloody trade. The versatile and sensitive medium of drawing, allows the artist to present a multi-faceted view of the soldiers‘ physiognomy and the therein reflected devastation of war.

Thus Daniel Sambo-Richter proves in an outstanding manner, that he is both a sophisticated and compassionate observer of the events of the day, both past and present.

Ein dünner Rauchfaden kräuselt sich aus dem Mund des Soldaten. Versonnen, erschöpft hält der „Warrior“ auf dem Bild von Daniel Sambo-Richters den Blick gesenkt. Kenntlich ist der Soldat an seinem Helm. Was er sieht, erschließt sich dem Betrachter nicht. Den Umraum der Figur hat der Künstler undeutlich gehalten.

„Rauch“ ist der Titel der Bilderserie, in der Daniel Sambo-Richter seine Auseinandersetzung mit dem Thema „Soldaten“ fortsetzt. Erstmals stellt der Künstler seine Serie von Zeichnungen in einer konzentrierten Einzelausstellung vor. Der leichte, sich verflüchtigende Rauch entsteigt auf dem Schlachtfeld  nicht nur den Mündern der Soldaten, sondern ist ein ständiger Begleiter im Krieg: der Rauch zerbombter Häuser, der Rauch der abgefeuerter Gewehre, jedenfalls so lange, wie noch mit Pulver geschossen wurde. Auf einigen Zeichnungen bildet der aufsteigende Rauch den Gegenpol zur Schwermut der dargestellten Figuren.

Uniformen und Gewehre beschreiben das Metier und den Zeitrahmen, aus dem die Dargestellten stammen. Die Serie zeigt Soldaten aus mehreren Jahrhunderten. Obwohl die Gesichtszüge detailliert dargestellt sind, habe er keine Portraits geschaffen, konstatiert Sambo-Richter. Im Vordergrund stehe das Thema der Serie, der Mensch, der in seine soziale Funktion als Soldat eingefasst ist und Verrichtungen vornimmt, die auf den Tod eines Anderen gerichtet sind. Das Individuum tritt zurück hinter seinem Auftrag. Es sei ihm wichtig, sich ganz auf die bildliche Darstellung zu konzentrieren, so der Künstler. Die Titel der Bilder verschweigen daher folgerichtig den Namen der Abgebildeten. Sie benennen die Position innerhalb des kriegerischen Geschehens: „Operation“, „Front“, „He doesn’t sleep“. Eine Aura der Geschichtlichkeit scheint die Blätter zu inspirieren, was mit dem Konzept der Serie harmoniert. Der spröde Grafitstift, der mattfarbige oder graue Hintergrund, die verschatten Gesichtszüge spiegeln den Krieg, der das Leben der Abgebildeten bestimmt, in seiner ganzen zerstörerischen Dimension. Dies allerdings indirekt, Kriegshandlungen sind nicht sichtbar. Der vermeintlich friedvoll Schlafende ist schlicht tot, der triste Grauton der Zeichnung transportiert dies adäquat.

Einige surreale, verfremdende Elemente haben sich in die Zeichnungen eingeschlichen. Sie machen deutlich, dass auch im Krieg letztlich das Irrationale über den schlichten Pragmatismus des ontologisch Erfahrbaren siegt.

Einer Krankenschwester appliziert Sambo-Richter schwarze Flecken. Das Ornament der Flecken erscheint rätselhaft. Sie könnten von einer Krankheit stammen, aber ihre Form ist ungewöhnlich. Das Gesicht wird hinter dem Muster unkenntlich. Die Figur wird in eine andere Sphäre entrückt und zu einer Botschafterin zwischen Leben und Tod. Die Einbeziehung einer Serie von Zeichnungen von Krankenschwestern in die „Soldaten“ -Reihung ergänzt das Bild des rein männlichen Kriegshandwerks, das über die Soldatenbilder vermittelt wird. Frauen assistierten in Lazaretten, Krankenstationen und Heilanstalten. Die von Sambo-Richter dargestellten Frauen stammen aus der gleichen Zeit wie die Soldaten und verharren daher noch im traditionellen Rollenbild. Sie machen die Aufteilung der Handlungsräume nach Geschlechterrollen deutlich. Die Veränderung der Rollenbilder von Mann und Frau in den Zeitläuften spiegelt sich in den wechselnden Uniformen.

Wenn der Krieg, wie es globale Brennpunkte täglich vorführen, wieder zu einem Mittel der Politik geworden ist, so bleibt er für die Soldaten im Einsatz doch das, was er immer gewesen ist: ein blutiges Handwerk. Das vielschichtige und sensible Medium der Zeichnung ermöglicht dem Künstler eine facettenreiche Betrachtung der Physiognomien der Soldaten und damit auch der Verheerungen des Krieges, die sich darin spiegeln.

So erweist sich  Daniel Sambo-Richter in herausragender Weise als zugleich differenzierter und mit